Wiemers, Carola
Carola Wiemers, 1957 geboren, ist Dozentin, Literaturkritikerin und Feature-Autorin. Dem Studium der Germanistik und Skandinavistik folgten Tätigkeiten als Lektorin in Helsinki und Stockholm. Promotion über Ingeborg Bachmann. Arbeiten u. a. zu Elfriede Jelinek, Irmtraud Morgner und Tomas Tranströmer.
Wiemers, Carola
Ein fertiges Buch ist ein Argument
20,00 €*
Brigitte Reimann und Günter de Bruyn in Briefen
Im März 1965 begegneten sich die Schriftstellerin Brigitte
Reimann und der Schriftsteller Günter de Bruyn zum ersten
Mal. In Reimanns Tagebuch findet sich dazu die Notiz:
»Lernte Günter de Bruyn kennen, der mir einen vorzüglichen
Eindruck machte.« Wie es danach weiterging, davon war bislang
nur aus den Aufzeichnungen der Schriftstellerin zu erfahren:
Es gab zufällige wie geplante Treffen, und die beiden
schrieben sich hin und wieder Briefe.Günter de Bruyn hat weder in seinen autobiografischen
Texten noch in anderer Weise diese Bekanntschaft jemals
öffentlich erwähnt. In seinem Nachlass fanden sich jedoch
Briefe an Brigitte Reimann und sie betreffende Tagebucheintragungen
– Dokumente eines intensiven Austausches unter
Kollegen, in denen Persönliches ebenso thematisiert wurde
wie Probleme bei Verbandstreffen und Schriftstellerkongressen.
Im Zentrum aber standen die literarische Produktivität
des jeweils anderen sowie eine respektvolle Anteilnahme füreinander.Mit der Publikation werden erstmals sämtliche bislang aufgefundenen
Briefe und Postkarten zwischen Brigitte Reimann
und Günter de Bruyn veröffentlicht und von Carola Wiemers
literatur- und zeithistorisch verortet.Brigitte Reimann (1933–1973) wurde nach
kurzzeitiger Tätigkeit als Lehrerin freie Schriftstellerin.
Zunächst dem »Bitterfelder Weg«
und dem sozialistischen Realismus verpflichtet,
änderten sich ihre politische Haltung und
ihr literarischer Anspruch. Ihr wichtigstes
Werk ist das postum 1974 veröffentlichte Romanfragment
Franziska Linkerhand. Große
Publikumsresonanz erzielte die Veröffentlichung
ihrer Tagebücher.Günter de Bruyn (1926–2020) war nach
Tätigkeit als Bibliothekar und Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Zentralinstitut für Bibliothekswesen
der DDR seit 1961 freiberuflicher
Schriftsteller. Zu seinen bedeutendsten
Werken gehören die Romane Buridans Esel
(1968) und Neue Herrlichkeit (1984) sowie
die autobiografischen Bände Zwischenbilanz.
Eine Jugend in Berlin (1992) und Vierzig
Jahre. Ein Lebensbericht (1996). Postum
erschien 2021 bei S. Fischer Die neue
Undine.
Wiemers, Carola / Hensel, Kerstin
Schmoren im Paradies
18,00 €*
Eine kulinarische Erzählung
Mit Collagen und Aquarellen von Ruth Tesmar
Ort der Handlung ist ein fiktives Paradies in der Mark Brandenburg, in dem eine Poetin, eine Literaturhistorikerin sowie der intellektuell angehauchte Kater Adam zusammenleben. Die Frauen haben den Plan, eine „kulinarische Erzählung“ zu verfassen, in der sie ihre jeweiligen Künste und Begabungen spielerisch zum Einsatz bringen. Die Erzählung zielt auf die Beschreibung eines Wochenablaufes anhand verschiedener praktischer und geistiger Genüsse: Es wird philosophiert, etymologisiert, theologisiert, politisiert, gastrosophiert, fantasiert, gegärtnert, gekocht, gefeiert, gedichtet und Skurriles aus persönlichem Erleben erzählt. Kater Adam, der gern Herr und Meister im Hause wäre, nährt sich zunehmend durch seine Eifersucht und den unbändigen Drang, seine eigene Katerphilosophie in das geplante Buch einf ließen zu lassen. Konflikte sind vorprogrammiert. Kurz bevor Adam der geistigen Hybris erliegt, naht die natürliche Rettung anhand einer rolligen Katzendame …
Schmoren im Paradies ist ein Mosaik aus Gedichten, zum Teil autobiografischer Erzählung, Kurzessays sowie belletristisch geschilderten Kochrezepten. Die Autorinnen arbeiten vornehmlich mit Mitteln der Komik, (Selbst)Ironie, Satire, literarischer Anspielung und pointierter Prosa. Bei aller inhaltlichen Ernsthaftigkeit kann man das Buch auch als Persiflage auf den Boom von Koch-, Katzen-, Lebens- und Landfrauenbüchern lesen.
KATER ADAM, in neunundneunzigster Generation aus einer Felis-Catus-Familie stammend, der bei Friedrich II. der Pferdestall unterstellt war, streifte mit drei Monaten als Globetrotter durchs Brandenburgische; Tapferkeitsverdienstkreuz am langen Band in Preußischblau; geheimes Privatstudium der Schönen Wissenschaften und Künste bei PD Prof. Dr. Murr; wegen exzessiver Raubzüge nach Futter und Gedankengut Exmatrikulation; seitdem Hausherr bei den Autorinnen, Promotion, Arbeit als freier Kritiker, mehrere vergebliche Heiratsversuche in verschiedene Adelskreise.