Hammerthaler, Ralph
Ralph Hammerthaler, 1965 geboren, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er studierte in München, Berlin und Jena und promovierte in Soziologie. Nach acht Jahren als Autor im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, davon zwei Jahre als Kulturredakteur in Berlin, begann er, Romane, Erzählungen und Essays sowie Theaterstücke und Opernlibretti zu schreiben. Seine Stücke sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Er war Gastdramaturg an der Berliner Schaubühne und ist Socio Honorario des Teatro Sombrero Azul in Mexico City.
Zahlreiche Stipendien und Preise, darunter das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste, Berlin (2000), Publikumspreis Osnabrück für Die Bestmannoper (2006), Berliner Opernpreis für Moshammeroper (2007), Burgschreiber in Beeskow (2008), Stadtschreiber in Dresden (2011) und Rheinsberg (2012), Writer in Residence in Prishtina (2013) und Split (2014), Grenzgänger-Stipendium für eine dreimonatige Recherche in Kosovo (2016), Stipendium Literaturbüro Ruhr (2018), IPRAS Preis für den Essay Der Bolschewist (2019).
Bei Quintus erschienen bislang der Roman Kosovos Töchter (2020) und der Ruhrgebietsroman Die fünfte Nacht (2021). 2022 legt er mit Kurzer Roman über Hooligan Til nach.
Hammerthaler, Ralph
Hier lang
20,00 €*
Unverlangte Poetikvorlesung
Ein Mann verliert sein Bewusstsein, ohne dass sein Körper
dadurch beeinträchtigt wird. Der Körper trägt ihn durch die
Stadt und über die Stadt hinaus. Als der Mann nach vier Stunden
wieder zu sich kommt, sieht er seinen Körper immer noch
gehen. Was macht einer mit dieser Erfahrung? Er schreibt
seinen ersten Roman.Kurzweilig, ironisch und selbstironisch führt dieses Buch
ins Gestrüpp der Recherchen. In Bogotá trifft der Autor auf
einen Ex-Guerillero, der zu achtzig Prozent im Untergrund
lebt. Leider ist ein Brief abgefangen worden, der ihn vor dem
Treffen hätte warnen sollen. Für eine Oper über den NSKriegsverbrecher
Alois Brunner lernt er Serge und Beate Klarsfeld
kennen. In Kosovo fragt ihn während einer Fußball-Europameisterschaft
Albin Kurti, der heutige Ministerpräsident,
per E-Mail: »Who will win the game tonight???« Noch dazu
erfahren wir, wie leicht es ist, symbolischen Widerstand auszuhebeln
– durch aufgenötigtes Händeschütteln. Die Hand
fühlt sich, wie Hammerthaler bezeugt, warm und fleischig an.
Es ist die Hand des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.In Hier lang erzählt Ralph Hammerthaler von Geschichten
hinter den Geschichten, wie er sie in Romanen, Stücken und
Opern umgesetzt hat. In vier eingebildeten Vorträgen folgt
die Unverlangte Poetikvorlesung der Spur eines literarischen
Lebens. Gleichzeitig lässt sie erkennen, warum Hammerthaler
schreibt, wie er schreibt.
Hammerthaler, Ralph
Kurzer Roman über Hooligan Til
20,00 €*
„Das war das erste Mal, dass ich was mitbekommen hab, das zweite Mal saß ich dann direkt daneben. Da hat er einen, ich glaub, ich spinn, einfach so umgehauen, bloß weil der das T-Shirt der Hooligans trug, ohne dass er dazugehörte. Aber das ist wie bei den Rockern, hat Til nachher erklärt, du kannst nicht einfach so tun, als wärste dabei.“Der Alltag von Til, Ende dreißig, wird von einem magischen Viereck bestimmt: Da ist sein Job in der mittleren Führungsebene eines Logistikzentrums, den er verantwortungsbewusst wahrnimmt, da ist die Diskothek, an deren Tür er entscheidet, wer Zutritt hat und wer draußen bleibt, da ist seine Freundin Silja, mit der er eine liebevolle Beziehung führt, und da ist vor allem der Fußball, den er früher aktiv betrieb und dem er noch immer verbunden ist, nicht nur als Jugendtrainer, sondern auch als Mittelpunkt einer Hooliganclique. Seine Mannschaft: der Meidericher Spielverein 02 Duisburg. Vor allem wenn der MSV gegen Schalke oder Köln antritt, steht Randale auf dem Programm. Dann verabreden sich Til und seine Leute mit den gegnerischen Hools zum Kampf, bei dem sie brutal aufeinander losgehen und sich zugleich ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei liefern.
Til ist ein Machertyp, breitschultrig, muskulös, präsent – einer, der gleichermaßen von Frauen wie von Männern bewundert wird. Doch er ist nicht unverwundbar, wie sich nach einem verhängnisvollen Kneipenabend zeigen wird …
Nach seinem Ruhrgebietsroman Die fünfte Nacht kehrt Ralph Hammerthaler nach Duisburg zurück, wo er wieder in das Alltagsleben kantiger Typen eintaucht. Gewalt von Hooligans beschönigt er nicht, doch verdammt er ihren Lebensstil auch nicht in Bausch und Bogen. So erscheint Til nicht als bloß brutaler Schläger, sondern hat auch sympathische Züge.
Die Buchinformation zum Download
Hammerthaler, Ralph
Die fünfte Nacht
24,00 €*
Roman
Paul ist Straßenbahnfahrer in Duisburg. Als er sich auf ein Abenteuer mit der sehr viel jüngeren Séverine einlässt, zerbricht seine Ehe. Zwei Obsessionen befallen ihn immer wieder: Die eine kreist um eine nervöse Spannung, die für ihn in der Luft liegt, fast greifbar unter den Fahrgästen, die andere um Einstürze im durch den Bergbau unterhöhlten Revier, Tagesbrüche genannt – ein Wort, das ihm Furcht einflößt. In Gedanken sieht er die Gegend langsam, aber sicher versinken.
Paul lernt die ungleichen Brüder Yann und Wolle kennen. Während Yann bei der Antifa aktiv ist und in einem Blog islamistische Strömungen anprangert, gilt Wolle als berüchtigter rechter Hooligan. Yann hat zwei beste Freunde, den Kurden Baran und den schwarzen Softwareentwickler Kymani, der fast irre wird bei der Frage, woher er komme, aber geduldig antwortet: aus Oberhausen. Vor einer Kneipe wird Wolle niedergestochen, worauf Yann ihn vorübergehend bei sich aufnimmt. Und dann stürzt eine rassistisch motivierte Amokfahrt alle in großes Entsetzen …
Eindringlich schildert Ralph Hammerthaler unterschiedliche soziale Milieus und eine ganze Reihe von Figuren, die das Wort von der Migrationsgesellschaft, die das Revier seit Langem prägt, mit Leben erfüllen. Und er zeigt Risse auf, die sich für seine Protagonisten unmerklich auftun. Die Buchinformation zum Download.
Hammerthaler, Ralph
Kosovos Töchter
22,00 €*
Roman
"Wieder in seinem Apartment, ging er in Gedanken alle Gesichter durch, die er im Treppenhaus gesehen hatte. Da musste der eine oder andere Mann dabei gewesen sein. Nein – oder? Und dieser Schwarm von Teenagern gestern, der sich vor ihm teilte und nach ihm wieder schloss, sodass er einen Augenblick mittendrin stand? Nein, kein einziger Junge. Im dritten Stock bogen die Mädchen in den Korridor ein. Ein unbestimmter Duft hing ihm so lange unter der Nase, bis er das Haus verließ. Lange stritt er die Erkenntnis ab, doch mit einem Mal ließ er sie zu: Ja, nur Frauen. Warum war ihm das nicht früher aufgefallen?" Anton, ein früherer deutscher Soldat, kehrt nach gut fünfzehn Jahren nach Kosovo zurück, wo er 1999 mit der Nato eingerückt war. Er hatte damals vor einer serbischen Kirche Wache gehalten, da Racheakte seitens der Albaner befürchtet wurden. Hier suchte ihn täglich ein albanisches Mädchen auf, das er nun wiederzufinden hofft. An einer schweren Krankheit leidend, hat er sich in den Kopf gesetzt, eine verpasste Chance nachzuholen. In der Hauptstadt Prishtina mietet Anton ein Apartment. Erst nach und nach fällt ihm auf, dass in seinem Wohnblock ausschließlich Frauen wohnen. Hier erfährt er von einer feministischen Bewegung, die sich gegen die zählebigen patriarchalen Traditionen richtet. Aus Sicht der rebellierenden Frauen ist die junge, programmatisch diffuse Partei V.! wie gemacht für das Einsickern feministischer Kräfte. Antons Nachbarin ist die attraktive Sunita, die alle paar Tage Besuch von einem älteren Herrn bekommt, einem Franzosen, der für die „Internationalen“ arbeitet. Anton lernt auch die ältere Eli kennen, die als Präsidentin der Bewegung bezeichnet wird. Nach leidvollen Erfahrungen im Krieg hat sie eine NGO für Konfliktmanagement gegründet. Die zunehmende Radikalisierung der jüngeren Frauen bereitet ihr Sorgen. Und da ist die intellektuelle Veprore, die von den vereinigten Frauen des Balkan träumt. Plötzlich taucht in den Straßen ein modisches Accessoire auf: Immer mehr Frauen tragen einen Dolch am Gürtel. Die Stichwaffe schmückt, wirkt aber auch bedrohlich. Bei einem von V.! veranstalteten Volksfest kommt es in Prishtina schließlich zum Eklat …