Birkenfeld, Günther
Günther Birkenfeld (1901–1966) war Schriftsteller, Lektor und Kulturfunktionär. Zunächst Lektor beim Paul Neff Verlag und Generalsekretär des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, hielt er sich ab 1933 mit unverfänglichen Biografien und Romanen über Wasser und wurde nach Kriegsende Chefredakteur der Zeitschrift Horizont. 1948 gehörte er zu den Mitgründern des P.E.N.-Zentrums Deutschland, des Freien Kulturbundes als Gegenorganisation zum Kulturbund und der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit. Später arbeitete er als politischer Kommentator beim RIAS und als Lektor beim Suhrkamp Verlag.
Birkenfeld, Günther
Dritter Hof links
22,00 €*
Roman
Mit einem Nachwort von Erhard Schütz
„Dann hat also unsereins keinen Platz mehr in dieser riesigen Stadt, keinen Platz, um nur das nackteste Leben zu fristen? Zerschlagen …, man sollte alles zerschlagen! Eine solche Revolution muss kommen, dass nichts mehr übrig bleibt! Wie lange sollen wir denn noch so weiter verlumpen und verrecken!“Ende der Zwanzigerjahre auf der Schattenseite von Babylon Berlin: In seinem 1929 erstmals erschienenen Roman stellt Günther Birkenfeld die Witwe Schwarzer mit ihren drei Kindern vor, die in den bedrückenden Verhältnissen einer Mietskaserne in Moabit leben. Die zwanzigjährige Erna verdient als Kontoristin eigenes Geld, verbraucht dieses jedoch nur für sich, der siebzehnjährige Paul ist arbeitsloser Schlossergeselle, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten versucht und sich schämt, seiner Mutter zur Last zu fallen, für das fünfzehnjährige Lenchen sind schöne Kleider und ein Schwof am Wochenende der Himmel auf Erden. Die kranke Mutter verdingt sich als Zugehfrau in einem vornehmen Haushalt, um die kleine Familie durchzubringen. Auf engstem Raum zusammenlebend, entdecken Paul und Lenchen ihre Gefühle füreinander, was Paul von Anfang an für verwerflich hält. Als er sich in ein anderes Mädchen verliebt, spitzt sich die Situation zu. Die Mutter, der die Kinder mehr und mehr entgleiten, greift zum Äußersten.Erhard Schütz ordnet in seinem Nachwort Birkenfelds Romandebüt, das große Resonanz erfuhr – Else Lasker-Schüler: „Er fasst den Diamant der Armut in dichterisches Gold“ –, in die Literatur der 1920er-Jahre ein und geht auf den damaligen Boom von Romanen über den „Kampf der Jugend“ ein.